Birgit Loos

Abigael, die Seefahrerin


Abigael betrat den Aufenthaltsraum des Altenheimes „Abendruhe“.
Vorsichtig sah Rosa Parker in ihre Richtung. Das war ein Fehler. Sofort steuerte diese auf sie zu.
„Einen wunderschönen guten Tag, wünsche ich. Ist das nicht ein herrlicher Sonnenschein da draußen. Es ist direkt heiß. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal eine solche Hitze erlebt habe.“
Hoffnungsvoll sah Rosa, wie Abigael sich nachdenklich mit dem Finger auf die Nase tippte. Sollte es möglich sein, dass ihr dieses eine Mal keine ihrer unsäglichen Geschichten von ihren zahllosen Seereisen einfiel? Vorsichtshalber unterließ sie es, die Nervensäge darauf hinzuweisen, dass es mitten im Winter und keinesfalls heiß war. Es erschien ihr sinnvoller, Abigael zu ignorieren, statt ihr zusätzliches Futter zu geben. Womöglich suchte sie das Weite, wenn sie sie wie Luft behandelte. Aber nein! Die Frau war resistent. Unbekümmert fuhr sie mit ihrer Geschichte fort.
„Doch! Jetzt fällt es mir wieder ein. Wir waren gerade um das Kap der Guten Hoffnung gesegelt und befanden uns nunmehr auf dem Weg nach Madgaskar. Die Sonne brannte auf uns hernieder. Man hätte Spiegeleier, ach was sage ich da, man hätte ohne weiteres einen ganzen Elefanten auf dem Oberdeck braten können. So heiß war es. Nicht auszuhalten. Unsere Matrosen konnten mit ihren leichten Segelschuhen keinen Schritt mehr gehen, ohne sich die Füße zu verbrennen. Die Passagiere verkrochen sich in ihren Kajüten. Ständig forderten sie, dass wir die Klimaanlage höher drehen sollten. Doch diese hatte bereits vor Tagen ihren Dienst aufgegeben. Genauso wie die Eismaschiene. Keine Eiswürfel mehr für Whiskey und Scotch. Kein Speiseeis mehr. Nichts. Der reinste Horror für unsere verwöhnten Gäste.“
Sie machte eine dramatische Pause. Rosa stöhnte. Diese Geschichte kannte sie und jeder Bewohner der Abendruhe. Gleich würde Abigael von der Passagierin erzählen, die trotz gefühlter 50 Grad im Schatten sich für eine Dauerwelle anmeldete. Sie hatte diesen Gedanken nicht zu Ende gebracht, da ging es schon los.
„Alle suchten nach einem Platz, der auch nur ein bisschen Kühle versprach. Bis auf diese hochnäsige britische Millionärin. Die bestand auf den Termin für ihre Dauerwelle. Meine Mädchen hingen in der Hitze des Friseursalons herum, wie an Land gespülte Wale. Sie bekamen kaum Luft. Dann kommt diese impertinente Person und besteht auf ihre Behandlung. Aus einem einzigen Grund. Sie hatte einen Termin. Es halfen keine noch so guten Argumente. Ich habe gute Miene zum bösen Spiel gemacht. Meine Mädels weg geschickt und die alte Hexe selbst bedient. Als sie hereinkam, habe ich ihr nur eines gewünscht, dass sie jedes einzelne Haar an ihrem Körper verlieren sollte. Was soll ich Ihnen sagen?“
„Nein, bitte nicht. Sag es nicht. Behalte es für dich,“ flehte Rosa innerlich. Doch so, wie die lange verstorbene Kundin von Abigael nicht dazu zu bewegen war, ihren Termin zu verschieben, so wenig war ihre Coiffeurin bereit, ihre Geschichte ein einziges Mal nicht zu beenden.
„Sie kam herein. Sah sich hochnäsig in meinem Salon um. Setzte sich dann in einen Sessel und verlangte als erstes einen Eistee, wegen er Hitze. Eistee! Diese impertinente Ziege. Ich gehe also nach hinten und suche nach einem Tee, der einigermaßen kühl ist. Dabei nehme ich mir vor, ihr Feuer unter dem Hintern zu machen. Ich wollte die Haube aufdrehen, bis zum Anschlag. Jedenfalls als ich wieder zurück kam, was musste ich da sehen. Die alte Hexe sitzt völlig kahl vor mir und überreicht mir ihre Perücke. Haben Sie so etwas schon mal erlebt?“
Gequält schüttelte Rosa den Kopf. Nein, hatte sie nicht und sie wollte es nicht einmal vorstellen. Geschweige denn, zum xten Mal diese öde Geschichte hören.
Abigael blickte um sich. Sie war auf der Suche nach einem weiteren Opfer, dem sie ihr Seemannsgarn oder besser Seefrauengarn erzählen konnte. Der alte Henry sagte immer, Sindbad der Seefahrer, wäre ein Waisenknabe gegenüber Abigael. Diese würde jede Geschichte des Weltenbummlers kalt lächelnd übertrumpfen. Da kam Henry, am Arm seines Pflegers in den Aufenthaltsraum. Als er sah, wie sein fleischgewordener Alptraum freudig aufsprang und ihm entgegenging, wollte er wieder nach draußen. Leider war er weder schnell genug, noch reagierte sein Begleiter auf seine Versuche den Raum zu verlassen. Er setzte ihn auf einen freien Platz am Fernseher und verließ das Zimmer. Nicht nur Henry seufzte schmerzvoll auf, als sich Abigael mit einem freundlichen: „Ich darf doch“, zu dem Grüppchen begab, das sich rund um die Mattscheibe versammelt hatte, um das Nachmittagsprogramm zu schauen.
„Was gibt es denn Schönes?“, fragte sie leichthin. Jedem war klar, es interessierte diese Quasselstrippe kein bisschen, was es zu sehen gab. Es war Ihre Art, nach einer Möglichkeit zu suchen, um weiteres Seemannsgarn zu spinnen.
„Eine wissenschaftliche Abhandlung, wie ich meine Mitmenschen nicht auf die Nerven gehe,“ brummelte ein älterer Herr, linker Hand von Henry.
Abigael lachte. Sie fühlte sich von solchen Äußerungen nicht angegriffen. Gelangweilt sah sie einige Minute dem Programm zu. Es wurde über ein neues Medikament berichtet. Mehr brauchte es nicht.
„Ach, da fällt mir eine erstaunliche Geschichte ein. Die muss ich unbedingt erzählen. Eines Tages hielten wir mit unserem Traumschiff in Shanghai. Einer unserer Passagiere, ein millionenschwerer Banker hatte eine schwere Herzattacke. Das muss man sich einmal vorstellen. Ein einziger Anruf aus Hongkong und der Mann fällt um wie ein Brett. Unser Schiffsarzt wusste sich nicht mehr zu helfen. Der Mann wäre ihm unter den Händen weggestorben. Zum Glück erinnerte ich mich gerade noch rechtzeitig an einen chinesischen Heiler, den ich vor einigen Jahren kennenlernte. Er war mir etwas unheimlich, weil er aussah wie ein verrückten Mandarin aus einem Horrorfilm. Außerdem fuchtelte er ständig mit seinen Akupunkturnadeln in der Luft herum. Aber ich meine – in der Not, frisst der Teufel Fliegen. Das dachte auch unser Schiffsarzt. Kaum lagen wir vor Anker, da rannten wir beide – hast du nicht gesehen, durch den Hafen von Shanghai auf der Suche nach einem Taxi, das uns zu diesem Chinesen bringen sollte. Dummerweise fiel mir der Name des Kerls nicht mehr ein. Ich wusste nur noch Wu. Nichts weiter. Jetzt sucht mal in einer Riesenstadt wie Shanghai einen Kerl mit Namen Wu. Ich kann Euch sagen, da war guter Rat teuer.“
„Tu mir einen Gefallen,“ grummelte Henry, „wenn dir der Name wieder einfällt, ruf den Knaben an und bitte ihn dir ein Mittel zu schicken, das dich für mindestens zehn Stunden ruhig stellt.“
Abigael boxte Henry spielerisch auf den Oberarm und schüttelte leise lachend den Kopf.
„Scherzkeks. Das war eine ernste Sache. Es ging hier um ein Menschenleben.“ Sie unterbrach sich einen Moment, bevor sie mit ihrer Erzählung fortfuhr.
„Also, wie gesagt. Wir saßen in dem Taxi und ich überlegte fieberhaft, wie Wu weiter heißen konnte. Zum Glück wusste ich noch in etwa wo er wohnte. Ich lotste also den Taxifahrer durch Shanghai. Aber diese Stadt ist ein Moloch. Sie war in den Jahren, die ich nicht mehr dort gewesen bin unermesslich gewachsen. Kein Stein kam mir bekannt vor. Der Schiffsarzt war am Verzweifeln. Ich heulte mittlerweile. Der Fahrer bog in ein uraltes Stadtviertel ein, das so gar nicht zu unserer Vorstellung einer modernen Metropole passte. Völlig unerwartet sah ich ein Haus, das mich an meinen letzten Besuch bei diesem Wu erinnerte. Es sah aus wie ein verwunschenes Haus. So klein und schmal und hoch. Mindestens fünf Stockwerke. Ich bat den Fahrer anzuhalten. Noch bevor er stand, sprang ich aus dem Wagen und rannte auf das Haus zu. Was soll ich Euch sagen? Es war das Richtige. Auf mein Klopfen öffnete Wu die Tür. Der Schiffsarzt sagte ihm, was geschehen war und bat ihn mit zum Schiff zu kommen. Doch Wu weigerte sich. Gibt es denn sowas? Ein Arzt, der sich weigert zu einem Patienten zu kommen? Aber die Chinesen ticken anders. Er überreichte unserem Arzt lediglich ein Fläschchen mit einer geheimnisvollen Medizin und sagte, er sollte dem Patienten mehrmals täglich zehn Tropfen davon geben. Natürlich wollte unser Arzt wissen, was denn in der Flasche drin ist. Doch Wu schob uns zur Tür hinaus und schloss hinter uns ab. Er reagierte auf kein Klopfen und Rufen mehr. Was blieb uns anderes übrig? Wir fuhren zurück zum Schiff und der Doktor gab dem Patienten vorsichtig zehn Tropfen von dieser Medizin. Ich bekam den Schreck meines Lebens als dieser, wie ein Gummiball hochschoß, sich die Seele aus dem Leib hustete und den Arzt anschrie, ob dieser ihn vergiften wolle. Wir erklärten dem Herrn die Situation. Aber er konnte sich an nichts erinnern. Er fluchte wie ein Bierkutscher und lief aufgebracht davon. Vergeblich versuchte unser Arzt ihn dazu zu bewegen, die restliche Medizin noch zu nehmen. Aber er sagte, er würde lieber das Gift einer Klapperschlange trinken, als diesen Hokuspokus einzunehmen.“
Sie machte eine dramatische Pause, während sie sich Beifall heischend in der Runde umsah.
„Am nächsten Morgen lag er tot im Bett. Glaubt es mir oder nicht. Er stand einfach nicht mehr auf. Hätte er nur auf Wu Sowieso gehört. Ich bin davon überzeugt, er würde heute noch leben.“
Niemand äußerte sich. Abigael seufzte theatralisch auf.
„Ihr werdet auch noch dahinter kommen, dass die chinesische Medizin eine der besten auf der Welt ist. Ich würde niemals hinterfragen, was Wu Dingsbums mir empfiehlt.“
Die Tür wurde geöffnet und Schwester Hilde betrat den Raum. Sofort war Abigael wieder auf den Füssen und ging auf sie zu.
Während die Gruppe, rund um den Fernseher, aufatmete, fluchte die Pflegerin innerlich.
„Hallo, liebe Schwester Hilde. Ich habe sie schon vermisst. Ich muss Ihnen doch noch das Ende meiner Geschichte erzählen. Sie wissen schon, damals, als wir in Auckland, Neuseeland anlandeten.“
Die Pflegekraft verzog das Gesicht.
„Doch, doch Schwester Hilde. Sie erinnern sich gleich wieder. Es ging um diesen Maori, der ganz wild darauf war, mich zu heiraten.“
„Was war der Grund, warum sie ihn nicht geheiratet haben?“, fragte die Betreuerin mit einem schmerzlichen Lächeln.
Abigael lachte: „:Ich bitte Sie. Der Mann war zwar groß und kräftig. Aber die vielen Tätowierungen im Gesicht. Nein, das ist nichts für mich. Ich würde mich jeden Morgen zu Tode erschrecken, wenn ich aufwache und in dieses Antlitz sehen müsste. Nein, danke. Ich bin ja tolerant, aber wie sagte meine Mutter – Gott hab sie selig – zu mir:
„Schuster bleib bei deinen Leisten.“
„Abigael, es ist immer nett mit ihnen zu plaudern, aber ich muss leider....“, versuchte die genervte Pflegerin sich vergeblich ihr zu entziehen.
„Lassen Sie sich von mir nicht stören, liebe Schwester Hilde. Sie machen ihre Arbeit und ich unterhalte sie ein bisschen. Dann ist es nicht so eintönig für Sie.“
Ohne auf den Protest der Betreuerin zu achten, folgte sie dieser auf Schritt und Tritt. Mit Händen und Füßen, jeden Satz unterstreichend, erzählte sie von ihrem Maori und seinem Heiratsantrag.
Genau in dem Moment als Abigael dramatisch ihre Absage an den Maori, ihre daraufhin folgende Flucht auf das Kreuzfahrtschiff und ihre Rettung in Gestalt des Kapitäns, schilderte, ging, im gesamtem Haus, das Licht aus. Längst war es draußen dunkel. Die Zeit des Abendessens war gekommen und es herrschte überall der totale Black Out. Nicht nur im Heim selbst, auf der Straße war es ebenfalls finster. Völlig kopflos kam die Köchin zu Schwester Hilde gelaufen. Der Herd sei ausgefallen. Die Pflegerin versuchte, all die aufgeregten Menschen zu beruhigen. Dies gelang ihr für den Moment. Doch leider zog sich der Stromausfall hin. Die alten Leute waren Gewohnheitstiere. Sie wollten ihr Essen, ihren Tee, ihre gewohnten Rituale. So wie jeden Abend. Sie langweilten sich. Kein Licht, kein Strom, Fernseher, Radio liefen nicht. Die Beschwerden wurden lauter und leider grober. Die arme Schwester Hilde war völlig überfordert mit all den Anschuldigungen und Befürchtungen, die an sie herangetragen wurden.
Abigael sah sich das Ganze eine Zeitlang an. Dann hatte sie genug. Meine Güte, die Leute stellten sich an, als wäre das Ende der Zeit angebrochen.
„Ruhe!“, brüllte sie in den Saal.
Verstört sahen die Menschen sie an. Keiner sagte mehr ein Wort. Alle blickten auf Abigael, die wie ein Kapitän zur See auf einem Podest stand. Um bei der Wahrheit zu bleiben, sie balancierte mit hohem Risiko auf einem wackligen Stuhl. Aber das änderte nichts an der Tatsache, dass sie sich wie ein Skipper in schwerer See vorkam, der seiner Besatzung Mut machte.
„Bei allen Seeungeheuern dieser Meere. Was soll denn diese Schreierei? Der Strom ist weg. Na und? Wenn wir uns damals auf dem Atlantik, als in Mitten von Eisbergen und stürmischer See, der Strom ausgefallen war, so aufgeführt hätten, wären wir nie in New York angekommen, sondern hätten uns zu der Besatzung der Titanic gesellt.“
Ein paar ihrer Mitbewohner stöhnten auf. Schon wieder spann Abigael Seemannsgarn. Aber ausgerechnet Schwester Hilde ging auf sie zu und wagte es, zu fragen:
„Was haben Sie denn damals gemacht, Abigael?“
Triumphierend sah sich die große Seefahrerin im Raum um.
„Als Erstes: Man muss die Nerven behalten und den Überblick. Ein guter Kapitän kann das. Dann muss er sich auf seine Mannschaft verlassen können. Wer in einer solchen Situation nicht gehorcht, der wandert in den Bunker. Meuterei ist keine Option. Haben das alle verstanden?“
Zaghaftes Kopfnicken war die Antwort. Manch einer fragte sich gleichwohl, wer bei Neptuns Zepter hatte Abigael zum Kapitän ernannt? Doch da sie die Einzige war, die einen Plan hatte, wagte es niemand, ihr diese Position streitig zu machen.
„Also, was schlägst du vor?“, fragte ausgerechnet Henry.
„Wir brauchen was zu essen. Wenn ich hungrig bin, arbeiten meine Synapsen nicht richtig,“ erklärte sie ohne mit der Wimper zu zucken.
Die Köchin andererseits zuckte und das nicht zu knapp.
„Können Sie mir auch sagen, wie ich das machen soll. Der Herd funktioniert nicht. Die Kaffeemaschine auch nicht. Dumme Sprüche kloppen, kann ich auch,“ schob sie boshaft hinterher.
„Kalte Platten, Brot, Wasser. Mehr brauchen wir heute Abend nicht. Und bevor Sie mich darauf aufmerksam machen. Früher haben wir das Brot mit dem Messer geschnitten. Taschenlampen werden sich finden lassen. Notfalls müssen wir Kerzen nehmen. Einer arbeitet, der andere leuchtet. Dann kann nix passieren.“
„Na, wenn Sie das sagen,“ brummelte die Köchin und verzog sich mit ihren Helfern in die Küche.
„Hier wird es langsam kalt,“ beschwerte sich Rosa.
„Dann geht jetzt jeder in sein Zimmer, zieht sich eine dicke Jacke an, zwei Paar Socken und bringt seine Bettdecke mit nach unten. Wir setzen uns hier alle eng in einen Kreis, das wärmt bestens.“
Niemand widersprach ihr. Im Gegenteil.
Die Nacht schritt fort, der Strom blieb weg. Langweile machte sich breit. Abigael schlug vor, dass jeder eine Geschichte erzählen sollte. Erstaunte Blicke trafen sie.
„Wieso haust du keine weitere Story von deiner Zeit auf dem Traumschiff heraus?,“ fragte Henry mit blankem Unverständnis in der Stimme.
Die Seefahrerin verdrehte die Augen.
„Himmel, Euch kann man es auch nichts recht machen. Die ganze Zeit will ich euch von meinen Erlebnissen zur See erzählen und ihr könnt nicht schnell genug das Weite suchen. Dann kommt ein kleiner Stromausfall und jetzt soll ich Euch unterhalten. Nee, danke. Jetzt seid ihr dran. Ich habe heute genug getan. Na los, Henry. Hast doch sonst eine große Klappe. Leg los. Erzähl mal einen Schwank aus deiner Jugend.“
Henry war zuerst zögerlich. Zu guter Letzt nickte er.
„Okay, es gab da eine gruslige Geschichte aus meiner Jugend, die könnte ich Euch erzählen. Aber unter einer Bedingung. Nach mir ist Rosa dran.“
Rosa kicherte verschämt. Zutiefst verlegen, ob irgendjemand Interesse an einer Begebenheit von ihr haben würde. Nicht desto trotz wagte sie sich doch an eine Geschichte heran.
So verging die Zeit. Alle hatten ihren Spaß und jeder gab eine Episode seines Lebens zum Besten.

Das Licht ging genauso unvermittelt wieder an, wie es ausgegangen war. Allgemeines Aufatmen war die Folge. Jeder schlug jedem auf die Schulter und man lobte sich gegenseitig, wie tapfer man durchgehalten und diese ungewohnten Umstände überstanden hatte. Dann fiel der Blick auf Abigael. Halb hing, halb lag sie auf ihrem Stuhl, die Augen geschlossen. Ein leiser Schnarchlaut entfuhr ihr. Es dauerte geraume Zeit, die Weitgereiste zu wecken. Verständnislos sah sie sich um.
„Was ist denn passiert? Was mache ich hier?“
Lautes Gelächter antwortete ihr.
„Du hast das Schiff sicher durch stürmische See manövriert und dir deinen Schlaf redlich verdient,“ gab ihr Henry grinsend zur Antwort.

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